August Brandes Ausstellung 2022

Nun konnte auch das Leben und Werk des Historienmalers August Brandes aufgearbeitet werden. Bekannt ist Brandes noch heute, da er den Figurenschmuck des Winzergebäudes in der Unterstadt gestaltete, die Lithographie vom Meersburger Strandbad und einige historische Ansichten von Bodenseestädten fertigte. Wer sich etwas mehr für das Oeuvre des Künstlers interessiert, kennt den Fassadenschmuck vom „Hohen Haus“ in Konstanz und vom „Haus zum großen Käfig“ in Schaffhausen, sowie seine Fresken am alten Rathaus in Friedrichshafen.
Bei der Aufarbeitung seines Nachlasses im Stadtarchiv Meersburg konnte ein Künstler entdeckt werden, der weit mehr Facetten bietet, als ein Historienmaler in der Tradition des 19. Jahrhunderts. Seine Vielseitigkeit wirft ein völlig neues Licht auf seine Fähigkeiten, die es verdienen, einer breiten Öffentlichkeit präsentiert zu werden.
Obwohl in Hannover aufgewachsen arbeitete August Brandes ab den 1890er Jahren erfolgreich in München. Seinen künstlerischen Durchbruch erlangte er mit der Erfassung und Neubemalung von Wandmalereien in Augsburg. Doch umfasst sein Oeuvre weit mehr als die klassische Historienmalerei: Er schuf in seiner Frühzeit komplette Wanddekorationen für Jugendstilvillen – Deckenfreskos, Wandvertäfelungen und Wandbilder – und pfiffige Werbung und charmante Ornamente im Jugendstil. Mit dem Umzug an den Bodensee um 1926 beschäftigte er sich mit Werbematerialien im neusachlichen Stil. Ferner enthält der Nachlass bezaubernde Skizzen, Tuschezeichnungen, Porträts und Pferdestudien. Seit 1930 lebte er in Meersburg, wo er auch 1948 verstarb.
Leihgaben aus der Städtischen Wessenberg-Galerie Konstanz, aus dem Zeppelin Museum und dem Stadtarchiv Friedrichshafen sowie aus Privatbesitz ergänzen den Meersburger Künstlernachlass in der Ausstellung.

In der Ausstellungseröffnung wurde das zahlreich erschienene Publikum von Brigitte Rieger-Benkel in die Vita und die wichtigen Werke von August Brandes eingeführt. Im anschließenden Vortrag von Frau Prof. Dr. Andrea Gottdang von der Universität Augsburg berichtete sie über Brandes Rolle bei der Erfassung und Erneuerung der Augsburger Fassadenmalereien. Zum Abschluss erklärte Malermeister und Restaurator Markus Waibel die aufwändige Vorbereitung und Kunstfertigkeit der verschiedenen Wandmalereitechniken.

Ein Dank vor allem der Arbeitsgruppe für die Ausstellung Brigitte Rieger-Benkel, Sybille Kopp, Heinz Frey und Michael Kolb, den vielen Helfern und Mitgliedern des Vereins, die die Aufsicht übernahmen, den Leihgebern und dem Kulturamt der Stadt Meersburg für ihre Unterstützung.